Old but gold:
Auf den Spuren sächsischer Motorrad­geschichte

Sachsenring, RT 125, MZ, SR2 – Begriffe, die Motorfreunden weltweit bekannt sind und Zweiradliebhaber enthusiastisch werden lassen. Und Sachsen hat noch viel mehr „Benzin im Blut“. Hier erfahrt ihr welche Rolle ein Däne in der sächsischen Motorradgeschichte spielt, was Harley Davidson mit einer erzgebirgischen Kleinstadt verbindet und welches einstige Jagdschloss zum Motorradmekka wurde.


Motorradwerk Zschopau? DKW? MZ? Den Nachwende-Generationen dürfte das kaum ein Begriff sein, dabei verbirgt sich dahinter glanzvolle sächsische Motorradgeschichte. Sie nimmt ihren Anfang im Jahre 1907: der dänische Ingenieur Jørgen Skafte Rasmussen erwarb in der sächsischen Kleinstadt Zschopau im Erzgebirge eine stillgelegte kleine Spinnerei. Dort entstand zunächst die Maschinenfabrik J. S. Rasmussen als Vorgänger der späteren Zschopauer Motorenwerke. Dort wurde ab 1917 an der Entwicklung eines Fahrzeugs gearbeitet, das ursprünglich mit Dampfkraft fahren sollten, daher auch ihr Name: Dampf-Kraft-Wagen. Der Plan wurde nach dem 2. Weltkrieg aufgegeben. Ab 1920 lieferte man einen 118 ccm-Zweitaktmotor als Fahrrad-Hilfsmotor aus. Er wurde bekannt als "Das Kleine Wunder" und legte den Grundstein für die Entwicklung eigener Motorräder in Zschopau.

Foto „25972-Zschopau-1932-DKW_-_Motorradwerke-Brück_&_Sohn_Kunstverlag“ von Brück & Sohn Kunstverlag Meißen unter der Lizenz CC BY-SA 3.0

Es folgte ein rasanter Aufstieg. Ab 1928 war DKW die größte Motorradfabrik der Welt. Nach der Weltwirtschaftskrise 1932 schlossen sich die Zschopauer Motorenwerke AG, die Audi- und die Horch-Werke in Zwickau sowie die Automobilabteilung der Chemnitzer Wanderer Werke zur Auto Union zusammen – DKW blieb weiterhin das Markenzeichen für die Zweiräder in der Auto Union.

DKW RT 125


1939 wurde dann die legendäre DKW RT 125 vorgestellt. Ein Meilenstein der Motorradgeschichte und später das am häufigsten nachgebaute Motorrad der Welt. So baute Harley Davidson die RT unter dem Namen "Harley Hummer" und die erste Maschine des japanischen Herstellers Yamaha war eine 1:1-Kopie der RT 125. Ein echter Bestseller, der seinen weltweiten Siegeszug vom kleinen Zschopau antrat.

"Harley Hummer" von Harley Davidson, Foto „Harley-Davidson Hummer“ von Improbcat at English Wikipedia unter der Lizenz CC BY-SA 3.0

Nach 1945 wurde aus dem Werk in Zschopau das MZ-Werk. Von 1950 bis 1990 wurden hier 2,5 Millionen Motorräder gebaut. Generationen von DDR-Jugendlichen waren auf ihnen unterwegs. Ob zur Arbeit, beim ersten Rendevous oder an die Ostsee, treuer Begleiter war immer eine MZ.

Geschichte in zwei Takten –
Das Motorradmuseum Augustusburg

Die Geschichte und Geschichten rund um DKW und MZ in Zschopau und eine einzigartige Sammlung von dort produzierten Modellen gibt es im Motorradmuseum auf Schloss Augustusburg im Erzgebirge. Hier befindet sich eine der bedeutendsten und umfangreichsten Zweiradsammlungen Europas. Auf einer Ausstellungsfläche von 1.200 Quadratmeter erfahren die Besucher alles über die technische Entwicklung des Motorrads seit 1885. Sogar Prototypen sowie Straßenrenn- und Endurosport-Motorräder von DKW und MZ sind zu sehen. Bis zum September 2021 ist eine Sonderausstellung zum Thema „Vergessene Produkte sächsischer Fahrzeughersteller“ zu sehen. Hier findet sich so manche Kuriosität von DKW, MZ, Barkas und Co.

Das malerisch über dem Zschopautal gelegene Schloss ist außerdem Anlauf- und Ausgangspunkt verschiedener Bikertreffen und Ausfahrten. Es hat sich seinen Beinamen „Bikerschloss“ redlich verdient. Inzwischen kann man mit einem speziellen Ticket sogar standesgemäß mit eigenem Motorrad im Schloss einfahren und das Dröhnen und Knattern der Motoren im Widerhall des quadratischen Schlosshofes aus der Renaissance genießen. Ein unbezahlbares Gefühl für jeden Biker!

Noch nicht genug Motorradgeschichte eingeatmet? Nur 15 Minuten entfernt von Schloss Augustusburg befindet sich Schloss Wildeck in Zschopau. Es beherbergt ein weiteres Motorradmuseum. Die Dauerausstellung „Motorrad(T)räume“ legt den Fokus auf DKW und Zschopau und versetzt Motorradliebhaber in nostalgische Schwärmerei.

Wie wäre es denn mal mit einer Schlössertour? Und wenn der Helm wieder auf der Kommode liegt und der Motor langsam abkühlt, lasst ihr den Tag bei einem kühlen Radeberger ausklingen.

Veranstaltungen für Motorrad­freunde in Sachsen

Wer Motorräder und Sachsen auf einen Nenner bringen will, dem fällt sofort der Sachsenring ein. Die traditionsreiche Rennstrecke schlängelt sich durch die Erzgebirgshügel in Oberlungwitz. 200.000 Zuschauer tummeln sich hier jährlich beim inzwischen schon legendären Moto GP. Eine festivalähnliche Veranstaltung, die seit Jahren Kultstatus genießt.

So wie auch ein Rennen der ganz anderen Art im vogtländischen Kürbitz. Hier findet jährlich das SR2-Treffen statt. Simson-Fanatiker präsentieren hier voller Stolz ihre 1,5 PS starken Gefährte, ergattern dringend benötigte Ersatzteile oder nehmen an Rennen teil. Das alles eingebettet in eine einzigartige Festivalatmosphäre. Hier geht es vor allem um Spaß, weniger um Tempo.


Im Zittauer Gebirge befindet sich bei Lückendorf die älteste Naturrennstrecke Deutschlands. Beim alljährlichen Lückendorfer Bergrennen wird sächsische und deutsche Rennsportgeschichte gelebt. Das einzigartige Motorradrennen wird heute vom örtlichen Motorradclub Robur Zittau e. V. organisiert. Ungewöhnlich für dieses Rennen ist, dass hier nicht nur auf zwei Rädern um den Sieg gekämpft wird. Bei der sogenannten Beiwagenklasse fährt ein Beifahrer im Seitenwagen mit. Mit Unterstützung durch den Deutschen Motorsportbund erfreut sich das Rennen wieder zunehmender Beliebtheit und durch sein außergewöhnliches Ambiente in naturnaher Umgebung Jahr für Jahr mehr Zulauf von Motorsportfans.


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